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"Die Stadt als Familie sehen" - Die neue Familienpolitik der Stadt Wanzleben

Die Kleinstadt Wanzleben in Sachsen-Anhalt am Rande Magdeburgs hat wie viele ostdeutsche Städte rückläufige Einwohnerzahlen zu verzeichnen: Seit Anfang der 1990er Jahre ging die Bevölkerung durch Geburtenrückgang und Abwanderung um reichlich 15 Prozent auf nunmehr 5.200 Einwohner zurück. Die Folgen sind leer stehende Wohnungen, Brachflächen und ein wirtschaftlicher Rückgang.

Dieser Entwicklung begegnet die Stadt, indem sie künftig statt quantitativem qualitatives Wachstum anstrebt: „Urbane Lebensqualität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hängen zunehmend nicht mehr von einem Wachstum an Bevölkerung, Bauten und Flächenverbrauch ab, sondern von einer Entwicklung der sozialen, ökologischen, kulturellen und ästhetischen Qualitäten" - so zu lesen im IBA-Projektbericht der Stadt Wanzleben.

Den Wandel will sie in erster Linie durch eine neue Familienpolitik erreichen - z.B. indem sie ein familienfreundliches Wohnumfeld schafft, das die Lebensqualität aller Generationen erhöht. Familienpolitik wird von der Stadt aber noch weiter gefasst: So wird auch die Stadt als Familie gesehen, in der die Bürger und Vereine füreinander Sorge tragen.

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Foto: Stand Wanzleben vergrößern

Seit 2003 hat die Stadt Wanzleben hierzu eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen. Diese umfassen städtebauliche Maßnahmen, wie die Entwicklung alternativer Stadtgestaltungs- und Wohnformen sowie eine Vielzahl sozialer Vorhaben in Vereinen oder öffentlichen Einrichtungen, die bürgergesellschaftliches Engagement aktivieren und den sozialen Zusammenhalt stärken.

Um den Leitgedanken des Projektes in lokale Vereine oder Unternehmen zu tragen, wurde 2009 das Wanzlebener Bündnis für Familien gegründet. Es besteht aus  lokalen Vereinen, Bürgern, Wirtschaft und Politik, die gemeinsam Verantwortung für ihre Kommune tragen, indem sie Aufgaben, die von der Stadt nicht mehr geleistet werden können, übernehmen. Derzeit arbeitet das Bündnis u.a. an einem sogenannten „Familienwegweiser" mit, der über bürgergesellschaftliche Initiativen in der Stadt informiert. Zudem hat das Bündnis verschiedene Arbeitsgruppen gegründet. Eine setzt sich für eine gesunde Pausenverpflegung in Schulen ein. Im Schulunterricht erfahren die Kinder, wie man sich auch mit wenigen Mitteln gesund ernähren kann. Eine andere Arbeitsgruppe organisiert ehrenamtliche Beratungsangebote in der Stadt, wie Schuldner- oder Erziehungsberatung.

Bei der Planung und Umsetzung von Projekten werden die Bürger, z.B. in Form von Ideenwettbewerben, aktiv eingebunden. Dies erhöht nicht nur die Akzeptanz für das Vorhaben, sondern stellt auch sicher, dass die Bedürfnisse der Bürger berücksichtigt werden. Zum Beispiel entwarfen Kinder und Jugendliche eine Werbekampagne für das familienfreundliche Wanzleben der Zukunft. Sie drehten Filme, komponierten Lieder und zeichneten Stadtpläne. Die Ergebnisse wurden öffentlich präsentiert und mit den verantwortlichen Akteuren der Stadtplanung diskutiert.

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Foto: Zephram Ideenfabrik 2006 vergrößern

2007 entwickelte die Stadt - wiederum mit aktiver Beteiligung der Bürger - das Planungskonzept „Grünes Band". Es sieht vor, den Wohnungsrückbau so zu gestalten, dass die Kleinstadt von einem grünen Park durchzogen wird, der zum Treffpunkt der Generationen werden soll. In einer an den Park angrenzenden Wohnsiedlung, der Windmühlenbreite, wurden erste Wohnblöcke abgerissen und der verbleibende Wohnungsbestand saniert. Auf der gewonnen Freifläche errichtete die Stadt einen neuen Spielplatz. Zudem sollen dort „Mietergärten" zum Anbau von Blumen, Obst oder Gemüse angelegt werden.

Wanzleben präsentiert sein Projekt neben 18 weiteren Städten aus Sachsen-Anhalt auf der Internationalen Bauausstellung (IBA). Im Bauhaus Dessau stellen sich die Städte im Rahmen der IBA-Überblicksausstellung „Weniger ist Zukunft" bis zum 15. Oktober vor. Auf der Internetseite der IBA können Sie mehr über die Projekte  Wanzlebens sowie der anderen Städten erfahren.