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Wirtschaftliche Aspekte nichttechnischer Maßnahmen zur Emissionsverminderung im Verkehr

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"Die Studie untersucht die Wirkungen ausgewählter Maßnahmen der Verkehrspolitik für Umwelt, Verkehrsteilnehmer und die Gesellschaft. Betrachtet werden vier Maßnahmen im Personenverkehr und eine Maßnahme im Güterverkehr:

  • Steigerung des Wegeanteils des Rad- und Fußverkehrs in Städten um 10 Prozentpunkte
  • Steigerung des Wegeanteils des ÖPNV in Städten um 10 Prozentpunkte
  • Verkürzung der Pkw-Distanzen im Nah- und Fernverkehr um 10 Prozent
  • Erhöhung der Kraftstoff-Effizienz der Pkw-Nutzung um 10 Prozent
  • Erhöhung des Bahnanteils im nationalen Güterverkehr um 10 Prozentpunkte

[...]

Die Umweltwirkungen der Maßnahmen divergieren stark. Mit 36 % Reduktion der Klimagasemissionen leistet die Verkürzung der Pkw-Wegelängen den größten Beitrag. Durch Ausweichreaktionen kommt der Wahl der Instrumente zur Implementierung der Maßnahmen eine zentrale Bedeutung zu. Maßnahmen, die den Fernverkehr einschließen, erzielen größere Emissionsreduktionen als rein städtische Maßnahmen.

Auf Grundlage der monetären Bewertung externer Effekte kommt den Treibhausgasen die größte Bedeutung zu. Hier birgt insbesondere der ÖPNV noch erhebliche Effizienzpotenziale. Dies sollte bei den enormen Steigerungen des Fahrgastaufkommens über höhere Besetzungsgrade und neue Fahrzeuge realisierbar sein.

Aktive Mobilität fördert die Gesundheit und reduziert das Risiko chronischer Erkrankungen. Für regelmäßiges Radfahren oder Zu-Fuß-Gehen von etwa 75 Minuten pro Woche errechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein um 50 % reduziertes vorzeitiges Sterberisiko und private Nutzen um 2000 Euro. Hinzu kommen reduzierte Fehlzeiten am Arbeitsplatz und geringere medizinische Behandlungskosten.

Betriebswirtschaftliche und ökologische Kosten der Mobilität weisen in dieselbe Richtung. Der Übergang zu aktiver Mobilität spart mehrere Tausend Euro an Kosten für Unterhalt und Betrieb eines Pkw. Die Abschaffung des privaten Autos ließe entsprechend ausreichend Budget für die Nutzung von Carsharing oder ÖPNV.

Der Zeitbedarf für autoarme Mobilitätsstile hängt stark von den konkreten Gegebenheiten ab. Durch den Wegfall von Parkplatzsuche oder Tankzeiten kann Rad oder ÖPNV in Städten in Einzelfällen sogar schneller sein als der Pkw. Die gesellschaftliche Debatte um Entschleunigung und Lebensqualität wirft schließlich die Frage auf, ob die Fokussierung der Verkehrspolitik und deren Bewertungsmethoden auf den Faktor Zeiteinsparung nicht überdacht werden muss.

Die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern in Städten bedarf einer höheren Aufmerksamkeit.

Die Wahrscheinlichkeit, als Radfahrer in deutschen Städten schwer verletzt oder getötet zu werden, ist etwa 10- bis 20-mal höher als bei Pkw-Insassen. Hier besteht ein Handlungsbedarf für die Kommunen: Durch ein gut ausgebautes Radwegenetz, und ausreichend Abstellmöglichkeiten an zentralen Plätzen können Fahrzeiten verkürzt und gleichzeitig das Sicherheitsniveau weiter gesteigert werden.

Die Investitionshöhen der untersuchten Maßnahmen reichen bis 10 Mrd. Euro für die Attraktivitätssteigerung lokaler Fahrziele. Es ist jedoch denkbar, dass sich mehr regional orientierte Mobilitätsmuster durch günstigere Maßnahmen erreichen oder unterstützen lassen. Infrastrukturinvestitionen können aus zusätzlichen Einnahmen der Maßnahmen sowie durch flankierende organisatorische Maßnahmen unterstützt werden.

Die Beschäftigung entwickelt sich in fast allen Maßnahmen positiv. Getrieben durch den positiven Investitionssaldo der untersuchten Maßnahmen steigt die Beschäftigung gegenüber dem zugrunde gelegten Trendszenario leicht an."

Quelle: Doll, Claus/Hartwig, Johannes/Senger, Florian et al. (2013), Wirtschaftliche Aspekte nichttechnischer Maßnahmen zur Emissionsverminderung im Verkehr, Dessau-Roßlau, 199 S.