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Umweltbewusstsein in Deutschland 2010. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage

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"Etwas mehr als ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger (35 Prozent) nennt spontan Aspekte des Umwelt-und Klimaschutzes bei der offenen Frage zum wichtigsten Problem der Gegenwart. Gegenüber der letzten Umfrage von 2010 ist das ein Anstieg um 15 Prozent. Damit rücken die Umweltprobleme vom dritten auf den zweiten Platz unter den wichtigsten Problemen in Deutschland.

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40 Prozent der Bundesbürger bewerten den Umwelt-und Klimaschutz als eine Bedingung dafür, dass Zukunftsaufgaben wie etwa die Folgen der Globalisierung gemeistert werden können. Bei der Umfrage 2010 waren es nur 34 Prozent. Auch bei anderen gesellschaftlichen Aufgaben, zu denen die Befragten um ihre Einschätzung gebeten wurden, ist der Anteil derjenigen, die den Umwelt- und Klimaschutz als Bedingung für die Bewältigung dieser Aufgaben ansehen, meistens stabil geblieben oder gestiegen, und liegt zwischen 24 Prozent ('für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen') und 32 Prozent ('den Wohlstand sichern').

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Als wichtigste Kriterien beim Kauf von Lebensmitteln gelten den Befragten Qualität, Frische und Preis. Nachhaltigkeitskriterien wie regionale Herkunft, Saisonalität, Bio-Anbau und fairer Handel werden deutlich seltener genannt.

Rund 45 Prozent orientieren sich bei ihrem Lebensmitteleinkauf an Gütesiegeln und Regionalmarken, etwas mehr (51 Prozent) setzen auf 'Produkte bekannter Hersteller oder Handelsketten'. Gleichzeitig lassen die Angaben auf den Lebensmittelverpackungen nach Ansicht großer Teile der Bevölkerung zu wünschen übrig. Über 60 Prozent halten diese Informationen für schwer verständlich, und fast 80 Prozent der Befragten fällt es schwer, an 'Produktversprechen' zu glauben.

Für die Entscheidung, verstärkt Bio-Produkte zu kaufen, stellen Lebensmittel- oder Umweltskandale die am häufigsten genannten Anlässe dar. Rund ein Drittel der Befragten kauft nie Bio-Produkte, meistens aus dem Grund, dass sie für zu teuer gehalten werden, aber auch, weil die Befragten nicht von der Umweltfreundlichkeit der Produkte überzeugt sind oder der Bezeichnung "Bio" generell nicht trauen. An regionalen Produkten und an fair gehandelten Produkten zeigen die Befragten mehrheitlich ein Interesse, aber teils deutlich mehr als die Hälfte bewertet auch diese Angebote für sich selber als zu teuer.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Haushaltsorganisation steigt auf vielen Gebieten weiterhin stark an. Gesichtspunkte des Umwelt- und Klimaschutzes spielen aber oft nur dann eine größere Rolle, wenn sie mit (leicht erkennbaren) Kostenentlastungen verbunden sind.

Während in der Befragung im Jahre 2010 noch 8 Prozent der Befragten angaben, bereits Ökostrom zu beziehen, ist dieser Anteil 2012 auf 20 Prozent gestiegen. Ähnliche Steigerungsraten gibt es bei Geldanlagen in erneuerbare Energien (von 4 Prozent auf 12 Prozent) sowie bei der Leistung finanzieller Kompensationen für selbstverursachte Klimagase beispielsweise im Verkehr (von 3 Prozent auf 9 Prozent).

Ein Teil der Befragten rechnet damit, dass der Umweltschutz im eigenen Haushalt zukünftig an Bedeutung gewinnt, wobei besonders das energiesparende Alltagsverhalten von 27 Prozent und der Kauf energieeffizienter Geräte von fast einem Drittel der Befragten als zukünftig bedeutsamer eingeschätzt werden. Dieser Trend korrespondiert aber nicht mit dem Verhalten: Das Abschalten nicht benötigter Geräte hatten 2010 noch 83 Prozent der Befragten versichert, 2012 taten das nur mehr 74 Prozent. Der Anteil der Käuferinnen und Käufer energieeffizienter Geräte fiel von 65 Prozent auf 52 Prozent.

Bei größeren Anschaffungen ist meistens der Preis das wichtigste Entscheidungskriterium. Insgesamt schiebt sich das Motiv der Sparsamkeit immer wieder in den Vordergrund. Umweltbezogenen Kriterien kommt bei größeren Anschaffungen und Ausgaben nur eine geringe Relevanz zu. Neue Nutzungsstrategien wie beispielsweise das Austauschen oder Mieten von alltäglichen Gebrauchsgegenständen finden vor allem modern eingestellte Hochgebildete attraktiv."

Quelle: UBA, S. 11-13.

Rückert-John, Jana/Bormann, Inka/John, René (2013), Repräsentativumfrage zu Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Jahr 2012, Umweltbundesamt, Berlin, Marburg, 84 S.