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Wachstumswahn. Was uns in die Krise führt - und wie wir wieder herauskommen

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"In Europa herrscht Alarmstimmung - wir bangen um unseren hart erarbeiteten Wohlstand. Ungebremstes Wachstum hat uns in eine tiefe Krise geführt, doch wenn man den Politikern glaubt, ist der einzige Ausweg daraus wiederum Wachstum.

Christine Ax und Friedrich Hinterberger zweifeln daran, dass »immer mehr« auch »immer besser« ist. Sie erklären, woher die Wachstumsbegeisterung in der Vergangenheit rührte, widerlegen schlüssig das gängige Credo, dass es ohne endloses Wachstum nicht geht, und zeigen, warum Wachstum keine zeitgemäße Antwort auf die aktuellen Probleme mehr ist. In einer zukunftsfähigen Gesellschaft können auf anderen Wegen Arbeitsplätze geschaffen, Bildung und Pflege organisiert, Armut bekämpft und der Klimawandel verlangsamt werden - das machen die beiden Wirtschaftsexperten anhand von Beispielen auch ökonomischen Laien verständlich. Ihr Buch ist vor allem eine große Ermutigung: Wir brauchen vor der Zukunft keine Angst zu haben. Wir werden nicht mehr haben, aber besser leben!"

Christine Ax und Friedrich Hinterberger lassen sich bei ihren Überlegungen vom berühmten Zitat Ludwig Erhards leiten, dass "wir sogar mit Sicherheit dahin gelangen [werden], dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoller ist, unter Verzichtleistung auf diesen Fortschritt, mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen." Im ersten Teil des Buches beschreiben sie, wie das Wachstum der 1950er und 60er Jahre, das Wohlstand und Lebensqualität der Bevölkerung spürbar verbesserte, das Verständnis des Begriffs bis heute positiv prägt und die Schattenseiten des heutigen Wachstums, das nicht länger Wohlstandsgewinne sondern vor allem ökologische und soziale Schäden produziert, überlagert. Im zweiten Teil des Buches gehen sie erstens der Frage nach, was tatsächlich noch wächst und wer davon profitiert und hinterfragen zweitens die Szenarien derjenigen, die auf weiteres Wachstum als alleinige Strategie setzen. Abschließend werden Konzepte und Maßnahmen für eine Gesellschaft ohne Wachstum diskutiert.

Ax und Hinterberger glauben daran, dass alle Ereignisse auf der Welt durch individuelle Handlungen beeinflusst werden können. Folglich kann für sie die große Transformation zu nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen von jedem mitgestaltet werden. Um die Leser von ihrer Gesellschaftsidee zu überzeugen, versuchen sie die Angst vor ausbleibendem Wachstum zu nehmen. Auch ohne Wachstum sei es möglich Arbeitsplätze zu schaffen und Renten zu bezahlen. Dazu müsse womöglich auf Arbeitszeit, Konsum und Eigentum verzichtet werden. Dies begreifen die Autoren allerdings nicht als Einschränkung, sondern als Chance das Leben von unnötigem Ballast und Stress zu befreien. Dazu sollen beispielsweise die Massentierhaltung abgebaut, Lebensarbeitszeitkonten eingeführt und Konsum statt Arbeit besteuert werden. Die Autoren rechnen zudem vor, was ein Wirtschaftswachstum von real drei Prozent für den Konsum bedeuten würde. Bis 2037 würde jeder doppelt so viel essen oder Bier trinken wie heute, doppelt so große Wohnungen bewohnen oder sich doppelt so oft ein neues Auto kaufen. Deswegen sei zwar nachhaltiger Konsum besser als nicht-nachhaltiger Konsum. Ressourcenschonender wäre es allerdings, insgesamt weniger zu konsumieren.

Quelle: Randomhouse

Ax, Christine/Hinterberger, Friedrich (2013), Wachstumswahn. Was uns in die Krise führt - und wie wir wieder herauskommen, München, 360 S.