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Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Grosse Transformation

Zusammenfassung für Entscheidungsträger

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Das internationale, von fossilen Energieträgern abhängige ökonomische System gefährdet die Lebensgrundlagen künftiger Generationen. Daher ist eine große Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimaverträglichen Gesellschaft "moralisch ebenso geboten wie die Abschaffung der Sklaverei und die Ächtung der Kinderarbeit", so die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in ihrem neuen Gutachten "Welt im Wandel".

Sie führen weiter aus, dass diese Transformation weit über technologische Innovationen zur Steigerung der Energieeffizienz hinaus gehen muss. Nur wenn durch Lebensstiländerungen die Energienachfrage gesenkt wird, können im Verlauf der kommenden Dekaden die Treibhausgasemissionen auf ein absolutes Minimum sinken und klimaverträgliche Gesellschaftsstrukturen entstehen. Hierfür muss sich die Gesellschaft jedoch auf einen neuen Weltgesellschaftsvertrag einigen. Dieser kombiniert eine Kultur der Achtsamkeit mit einer Kultur der Teilhabe und der Verpflichtung. Zudem müssen nicht nachhaltige Lebensstile, insbesondere in den Industrie- und Schwellenländern, hinterfragt werden.

Letzteres ist - wie vom WBGU positiv vermerkt wird - zunehmend der Fall. Seitdem die Grenzen des globalen Wirtschaftssystems in den 1970er Jahren thematisiert wurden, ist das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels gestiegen. Der kritische Kippunkt, ab dem Widerstände gegen den Wandel abnehmen dürften, ist jedoch noch nicht erreicht.

Daher schlagen die Mitglieder des Beirats zehn konkrete Maßnahmenbündel, die den Transformationsprozess vorantreiben sollen, vor:

  1. Bei der Dekarbonisierung, sollte der Staat seine Rolle als Gestalter bewusst wahrnehmen. Dies ist jedoch nur zu legitimieren, wenn gleichzeitig den Bürgerinnen und Bürgern bessere Partizipationsmöglichkeiten eingeräumt werden.
  2. Das Treibhausgas CO2 sollte möglichst rasch und global mit einem angemessenen Preis belegt werden.
  3. Die Energiepolitik, die auf eine vollständige Klimaverträglichkeit des Energiesystems bis spätestens 2050 zielt, sollte noch stärker europäisiert werden. Sie sollte auch Anrainerstaaten wie die Länder Nordafrikas einbeziehen.
  4. Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien sollten weltweit eingeführt werden.
  5. Entwicklungspolitik sollte insbesondere darauf zielen, dass die 2,5 bis 3 Milliarden Menschen, die heute in Energiearmut leben, Zugang zu nachhaltigen Energien bekommen.
  6. Große Anstrengungen sollten unternommen werden, um die sich beschleunigende weltweite Urbanisierung nachhaltig zu gestalten.
  7. Die Landnutzung sollte klimaverträglich gestaltet werden, insbesondere die Agrikultur und die Waldwirtschaft.
  8. Zur Finanzierung der Transformation und der erforderlichen Investitionen sollten verstärkt neue Geschäftsmodelle herangezogen werden, die helfen, vorhandene Investitionsbarrieren abzubauen.
  9. In der internationalen Klimapolitik sollte weiterhin auf ein ambitioniertes globales Abkommen hingearbeitet werden. Zugleich muss die multilaterale Energiepolitik die weltweite Verbreitung klimaverträglicher Technologien fördern.
  10. Die Vereinten Nationen sollten in die Lage versetzt werden, wirksame Beiträge zur Transformation zu leisten. Entwicklungsorganisationen sollten zu Transformationsagenturen für Nachhaltigkeit umgebaut werden. Die G 20 sollten einen Fahrplan für wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der Grenzen des planetarischen Systems erarbeiten. Die Rio+20-Konferenz im Jahr 2012 bietet eine einmalige Gelegenheit, um weltweit die Weichen in Richtung Klimaverträglichkeit zu stellen.

Die Zusammenfassung des Gutachtens können Sie hier herunterladen.

Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)(2011), Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Berlin.