Erfüllter leben


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Der FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2013
Geschichten vom guten Umgang mit der Welt

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"Umfragen zeigen regelmäßig, dass Umweltprobleme ganz oben auf der Besorgnisskala der Bürgerinnen und Bürger rangieren. Fatal ist nur, dass sich zwar das Bewusstsein verändert hat, nicht aber das Verhalten. Wie sonst wäre zu erklären, dass jedes Jahr ein neues Rekordjahr im Ressourcenverbrauch und in der Produktion von Emissionen und Müll ist? Die Leute kaufen mehr denn jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte, Produkte werden mehr denn je erfunden und diversifiziert, und der Konsumtotalitarismus breitet sich in ungebrochener Geschwindigkeit über den Planeten aus. Dagegen steht ein vor allem naturwissenschaftlich begründeter Katastrophismus, der vor dem Überschreiten der »2-Grad-Leitplanke« warnt, das Einhalten von »planetary boundaries« im Bereich der Biodiversität, der Belastung der Atmosphäre, der Übersäuerung der Ozeane usw. fordert und Forschungsergebnis auf Forschungsergebnis häuft, um immer nur bei Konjunktiven zu enden: man könnte, man müsste, man sollte [...].

Der Zukunftsalmanach dreht deshalb die gewohnte Perspektive um: Ein guter Umgang mit der Welt wird nicht das Ergebnis transnationaler Klimakonferenzen und Umweltgipfel sein, sondern das Ergebnis der Veränderung von Lebensstilen, Wirtschaftsformen und kulturellen Werten. Das heißt: Ein guter Umgang mit der Welt ist die Angelegenheit jeder einzelnen Bewohnerin und jedes einzelnen Bewohners dieser Welt, eine Frage des verantwortungsbewussten Nutzens von Freiheit. Gerade in den reichen und demokratischen Gesellschaften haben Menschen ungeheuer große Handlungsspielräume, sehr vieles zu verändern: Sie sind frei darüber zu entscheiden, was sie essen, wo sie kaufen, ob sie reisen, wie sie wohnen, worüber sie sprechen, wen sie wählen. Alleine diese schlichte Aufzählung macht das immer wieder zu hörende Lamento, man könne ja nichts machen, lächerlich. Und: Dieses Lamento ist eine Selbstentmündigung, spricht sich derjenige, der solches sagt, doch jede Handlungsfähigkeit ab. Deshalb hört es sich auch immer so missgelaunt und unsexy an, wenn Menschen so etwas sagen. Ihre Welt möchte der Zukunftsalmanach nicht teilen: Denn er berichtet davon, wie viel Spaß es macht und wie viel Lebensqualität man gewinnt, wenn man beginnt, die Welt zu verändern.

Nach einem einführenden Essay sind im Hauptteil des Almanachs Geschichten des Gelingens zu lesen - Geschichten über Menschen, die ihre Handlungsspielräume nutzen, und ihre Projekte, die schon im Rahmen des Bestehenden vorführen, wie anders man wirtschaften, produzieren, kommunizieren und leben kann. Diese Geschichten sind anschaulich und zeigen, was geht, wenn man mit den Konjunktiven aufhört. Ihre handelnden Personen kann man als Vorbilder betrachten, wenn sie einem sympathisch sind, und die Projekte als nachahmenswert. [...] Der Zukunftsalmanach hat jedes Jahr einen wechselnden Schwerpunkt: In diesem Jahr geht es um die Zukunft der Mobilität. Im Medium des narrativen Szenarios werden Perspektiven künftiger Fortbewegungsformen entworfen, und es wird gezeigt, dass eine andere, ressourcenfreundlichere Mobilität ohne Weiteres möglich ist."

Quelle: Harald Welzer/Stephan Rammler (Hrsg.), Der FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2013. Geschichten vom guten Umgang mit der Welt, Frankfurt am Main, 463 S.