Erfüllter leben


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Das Cittàslow-Netzwerk

„Cittàslow“ ist ein internationales Netzwerk kleiner und mittelgroßer Städte, die sich zu einer ökologisch, sozial, kulturell und wirtschaftlich nachhaltigen Stadtentwicklung verpflichtet haben. Weltweit tragen heute rund 85 Städte die Bezeichnung Cittàslow bzw. Slow City. In Deutschland sind es sieben, in Österreich eine.

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Die Cittàslow Städte  vergrößern

Ihre Ursprünge hat die Bewegung in Italien. 1999 gründeten vier italienische Städte Cittàslow als „Netzwerk der lebenswerten Städte“. Sie waren inspiriert von der Slow-Food-Bewegung, die sich rund ein Jahrzehnt zuvor als Gegenreaktion auf den um sich greifenden Fast-Food-Trend formiert hatte. Wichtigstes Ziel von Cittàslow: die Kultur des Lebenswerten zu fördern und zu verbreiten. Hierfür muss sich jede der beteiligten Städte nachweislich um Fortschritte auf folgenden Gebieten bemühen:

  • Nachhaltige Umweltpolitik

Unter anderem durch Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft, zur Verringerung der Lärmbelästigung, zum Energiesparen, zum Ausbau regenerativer Energien sowie durch die Einführung von Recycling-Konzepten.

  • Menschenfreundliche Infrastrukturpolitik

zum Beispiel behindertengerechter Zugang zu öffentlichen Gebäuden, Ausbau von Fuß- und Radwegen und des Öffentlichen Personennahverkehrs, Sicherung einer innerstädtischen Grundversorgung, Erhalt von Grünanlagen und Naherholungsgebieten sowie Förderung öffentlicher Einrichtungen wie Bibliotheken, Veranstaltungs-, Sport- und Freizeitanlagen.

  • Urbane Qualität

Wiederherstellung und Pflege kulturell und historisch wichtiger Gebäude, insbesondere im Stadtkern (Denkmalschutz). Die Stadtgeschichte soll als Entwicklungspotential erkannt werden. Hierzu gehören Maßnahmen zur nachhaltigen Nutzung der Altstadt. Zudem soll eine zukunftsorientierte und flächensparende Stadtentwicklung angestrebt werden. Innerstädtische Baulücken zu schließen (Nachverdichtung) hat Vorrang vor dem Bauen auf der grünen Wiese.

  • Aufwertung einheimischer Erzeugnisse

Förderung regionaler Wochenmärkte, Direktvermarktung heimischer Produkte, Pflege heimischen Brauchtums, Einführung von Programmen zur Geschmacks- und Ernährungserziehung, zur Sensibilisierung für natürliche Produktionsweisen und zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft.

  • Gastfreundschaft

Pflege von Städtepartnerschaften, international verständliche Beschilderung, Qualitätskontrolle von Hotellerie und Gastronomie, Förderung von Initiativen, die den Cittàslow-Zielen nahe stehen.

  • (Cittàslow-)Bewusstsein

Öffentlichkeitsarbeit und weitere Maßnahmen zur Förderung regionaler Identität, regionalen Selbstbewusstseins und dem Bewusstsein, in einer „lebenswerten Stadt“ zu leben.

  • Landschaftliche Qualität

Erhalt und Pflege historischer Kulturlandschaften sowie der landschaftlichen Vielfalt, Schönheit und Eigenart. Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und regionalverträglicher Entwicklungskonzepte.


Deutschland: Beispiel Hersbruck


In Deutschland wurde am 18. Mai 2001 Hersbruck als erste Cittàslow außerhalb Italiens in das Netzwerk aufgenommen. Damit setzte die Stadt den schon in den 1990er Jahren begangenen Weg einer nachhaltigen Entwicklung fort. Heute arbeiten in Hersbruck zahlreiche Initiativen daran, ein – wie es  Bürgermeister Wolfgang Plattmeier formuliert – „gesundes, lebensfreundliches und regionaltypisches Lebensumfeld in einer attraktiven Stadt zu schaffen und zu erhalten.“

So setzt sich eine Ortsgruppe des Bundes Naturschutz in Bayern für den Erhalt der „Hutanger“ – traditioneller Allmendeflächen – ein. Diese lagen seit den 1960er Jahren brach und wurden teilweise bebaut. Ihre Wiederbeweidung, der Ausbau von Spazierwegen und Deutschlands einziges Hirtenmuseum dienen heute ihrem Schutz. Ein weiterer Verein erhält mit ähnlichen Maßnahmen Streuobstwiesen, die ebenfalls zu den typischen landschaftlichen Ausprägungen der Hersbrucker Alb gehören. In der Initiative „Holz aus der Frankenalb“ arbeiten Forstämter, Schreinereien, Sägewerke und viele mehr zusammen, um den Waldbestand zu erhalten und die regionale Wirtschaft zu stärken. Der Verein „Heimat auf dem Teller“ ist ein Verband örtlicher Gastwirte, die sich der Pflege der traditionellen Esskultur verpflichtet fühlen. Darüber hinaus initiierte das örtliche Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit den Bürgern weitere Projekte wie unter anderen „Kunst und Kultur“, „Mehrweg ist der Weg“, „Touristische Infomappe“, „Ökologische Bauleitplanung“, „Straßen und Plätze beleben“ sowie einen „Energieerlebnispfad“.


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