Zukunft gestalten


Risiken abnehmenden materiellen Wohlstands

Stagnation oder sogar Rückgang des materiellen Wohlstands birgt bei heutigen Sicht- und Verhaltensweisen große Risiken für den sozialen Frieden und den Bestand der gesellschaftlichen Ordnung. Denn die westlichen Bevölkerungen sind zutiefst geprägt von Besitzstreben, Konsumdenken und materieller Wohlhabenheit.

smallImage

Einstellung zu Wirtschaftswachstum  vergrößern

Vor allem haben sie die Funktionsfähigkeit ihrer Gemeinwesen von dauerhaftem Wirtschaftswachstum abhängig gemacht. "Ohne Wachstum keine Investitionen, ohne Wachstum keine Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Gelder für die Bildung, ohne Wachstum keine Hilfe für die Schwachen. Und umgekehrt: Mit Wachstum Investitionen, Arbeitsplätze, Gelder für die Bildung, Hilfe für die Schwachen und - am wichtigsten - Vertrauen bei den Menschen", so Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung vom 10. November 2009.1 Die anderen politischen Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und nicht zuletzt die Bevölkerung sehen das genau so. In keiner anderen Frage gibt es bei ihnen größere Übereinstimmung. Alle wollen alles tun, um für mehr Wachstum zu sorgen. (Ausgewählte Zitate)

Bleibt das Wachstum aus, ist sogar der Bestand der freiheitlich-demokratischen Ordnung gefährdet. Schon 1978 erklärten die Staats- und Regierungschefs der so genannten G-7-Länder, dass ohne dauerhaftes Wirtschaftswachstum ihre Länder nicht regierbar seien.2 Daran hat sich bis heute nichts geändert. 2008 stellte die Friedrich-Ebert-Stiftung in einer Studie fest, dass die "Akzeptanz des demokratischen Systems von vielen Personen mit der Gewährleistung materiellen Wohlstands verknüpft" wird. "Das Gefühl, der eigene Wohlstand sei gefährdet, mündet häufig […] in Demokratieverdrossenheit. […] Damit steht und fällt die Zustimmung zur demokratischen Verfasstheit mit dem Wohlstand."3

Quellenangaben

1 Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Merkel im Wortlaut, Di. 10.11.2009

2 Vgl. Biedenkopf, Kurt H. (1985), Die Neue Sicht der Dinge. Plädoyer für eine freiheitliche Wirtschafts- und Sozialordnung, Piper Verlag, München, Zürich. S. 136 ff.

3 Vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin (2008), Ein Blick in die Mitte. Zur Entstehung rechtsextremer und demokratischer Einstellungen. S. 461 und 464.