Zukunft gestalten


Grenzen des Wachstums

Auch künftig dürfte sich das Wachstum der westlichen Volkswirtschaften weiter verlangsamen. Selbst ein Schrumpfen der Wirtschaft und damit des materiellen Wohlstands ist nicht auszuschließen. Ursächlich hierfür sind:

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Ressourcenverbrauch übersteigt die natürlichen Kapazitäten vergrößern

Steigende Versorgungs- und Entsorgungskosten
Die natürlichen Ver- und Entsorgungskapazitäten der Erde sind endlich. Gegenwärtig verbraucht die Menschheit jedes Jahr reichlich 40 Prozent mehr an Naturressourcen, als die Erde reproduzieren kann. Der Pro-Kopf-Verbrauch in den westlichen Industrieländern übersteigt das global verträgliche Maß sogar um mehr knapp das Dreieinhalbfache. Hinzu kommt, dass infolge des Bevölkerungswachstums und des steigenden Lebensstandards auch die Völker der spät industrialisierten Länder einen immer größeren Teil der globalen Naturressourcen beanspruchen. Setzt sich der Trend der vergangenen Jahrzehnte fort, wird die Menschheit in etwa 30 Jahren doppelt so viele Ressourcen verbrauchen, wie die Natur im Laufe eines Jahres bereitstellen kann.1

Diese Entwicklungen gefährden langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Kurz- und mittelfristig erhöhen sie die Kosten für die Versorgung mit Energie, Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie für die Entsorgung der bei ihrem Verbrauch entstehenden Emissionen und Abfälle. Dies wird die reale Kaufkraft der Einkommen in den westlichen Ländern weiter verringern.

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Bevölkerung in Europa 1950-2050  vergrößern

Zahlenmäßige Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung
Die Bevölkerungen der meisten früh industrialisierten Länder altern und schrumpfen zahlenmäßig. Insgesamt wird die Zahl der Europäer bis 2050 trotz anhaltender Zuwanderung von heute 732 auf voraussichtlich 691 um 41 Millionen zurückgehen. Diejenige der über 64-Jährigen wird hingegen deutlich von 119 auf 189 um 70 Millionen ansteigen. Mehr als jeder vierte Europäer wird dann älter als 65 Jahre sein. Heute ist es erst jeder Sechste. Vor rund 50 Jahren traf dies sogar nur auf reichlich jeden Elften zu.2

Abnehmende Leistungsbereitschaft
Nicht zuletzt weil sie immer älter sind, ziehen schon heute große Bevölkerungsteile ein Leben in Ruhe und Sicherheit einem chancen- und risikoreichen Leben vor. Zwar wollen die meisten Menschen nach wie vor Besitz und ein hohes Einkommen, aber immer weniger sind bereit, die hierfür notwendigen Anstrengungen auf sich zu nehmen. Während sich beispielsweise 69 Prozent der Deutschen ein Leben in finanziellem Wohlstand wünschen, möchten nur 19 Prozent von ihnen hart arbeiten und beruflich viel leisten. Die Mehrheit strebt nach einer geringeren Arbeitsbelastung, mehr Freizeit und will trotz steigender Lebenserwartung weiterhin mit rund 61 Jahren in Rente gehen.3

Zunehmende Folgeschäden der materiellen Wohlstandsmehrung
Die Fokussierung auf materielle Wohlstandsmehrung begünstigt die Zunahme von Zivilisationskrankheiten und Wohlstandsverwahrlosung. Die Beseitigung dieser gesellschaftlichen Schäden macht einen erheblichen Teil der (vermeintlichen) Wohlstandszuwächse wieder zunichte. Beispielsweise beliefen sich im Jahr 2008 in den USA die volkswirtschaftlichen Kosten der Fettleibigkeit auf schätzungsweise 147 Milliarden US-Dollar.4 Krankheiten, Unfälle und Kriminalität als Folge des Alkohol- und Tabakkonsums kosten die Europäer jährlich schätzungsweise mehr als eine Viertel Billion Euro. Unbeziffert sind die Kosten anderer gesellschaftlicher Entwicklungen. So wiesen in Deutschland nach Angaben des Kinderhilfswerks gut ein Fünftel der 7- bis 11-Jährigen psychische Auffälligkeiten auf.5 Bei jedem zehnten Kind sind diese stark ausgeprägt. 60 Prozent der Grundschulkinder haben Haltungsstörungen und 40 Prozent klagen über Rückenschmerzen.

Schwindende gesellschaftliche Voraussetzungen für weiteres Wirtschaftswachstum
Bevölkerungen mit derartigen Schwächen sind abnehmend zu wirtschaftlichen Höchstleistungen im Stande. In Deutschland ist ein Fünftel der 15-Jährigen nicht in der Lage, etwas anspruchsvollere Texte zu verstehen oder Rechenaufgaben zu lösen.6 2009 beklagten zwei Drittel der ausbildenden Betriebe, dass sich die mangelnde Reife der Schulabgänger negativ auf deren Ausbildung auswirkt. Nicht zuletzt aus diesem Grund konnten einer DIHK-Unternehmensbefragung zufolge 2008 trotz Bewerberüberhangs 21 Prozent der angebotenen Lehrstellen nicht besetzt werden.7

Quellenangaben

1Vgl. Global Footprint Network (2009)

2Population Division of the Department of Economic and Social Affairs of the United Nations Secretariat, World Population Prospects: The 2008 Revision, Monday, March 8, 2010

3Vgl. Meinhard Miegel / Thomas Petersen (2008), Der programmierte Stillstand, Olzog Verlag, München 

4Vgl. Finkelstein, E. A./ Trogdon, J. G./ Cohen, J. W./ Dietz, W. (2009), Annual Medical Spending Attributable To Obesity: Payer-And-Service-Specific Estimates, in: Health Affairs, 28, no. 8

5Vgl. Robert Koch Institut (2007), Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie KiGGS

6Vgl. PISA 2006, Volume 2: Data, S. 222/227

7Vgl. DIHK, Ausbildung 2009 – Ergebnisse einer Online-Unternehmensbefragung, S. 12

Aussagen zu Grenzen des Wachstums

Die Voraussetzungen für weiteres Wirtschaftswachstum und materielle Wohlstandsmehrung schwinden. Hierauf machen immer mehr Wissenschaftler, aber auch Politiker sowie Vertreter von NGOs und Medien aufmerksam.

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